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Der Familienname

Fakten

Die Preussen

Erklärungsversuche

nicht einfach nur eine Herkunfsbezeichnung

Familiennamen
entstehen

 

Deutscher Orden

 

Schreib-Varianten

 

 

Fakten

    ein scheinbar seltener Name in Deutschland

    seine stärkste Verbreitung findet dieser Familienname im Bereich der westfälischen Städte: 
    Bielefeld, Herford, Lage, Detmold, Lemgo

    Die Variationsbreite dieses Namens scheint(!) vielfältig:
    Prussner, Prusner, Preuß, Preußner, Preussner, Prüße, Prüßmann, Preiß
    jedoch liegt es nahe, dass hier zufällig mehrere Linien erkennbar werden, die einen jeweils eigenen Ursprung haben, oder ist der Ursprung doch ein gemeinsamer?

    Einige Varianten des Names erscheinen in alten Urkunden schon recht früh:
    1266 in Rostock = Prúceman
    1384 in Überlingen/Bodensee = Dietrich von Prúßen
    1382/84 in Liegnitz/Neiße = Peter Prüße/Nicclos Preuße
    1413 = Prüßner von der Neiße
    1496 in Lindau = Dr. Preusser ist Botschafter des Erzbischofs von Magdeburg beim Reichstag in Lindau
    (
    Es war eine seltsame Begegnung, als ich bei der 500Jahr-Ausstellung in Lindau vor einer Urkunde "mich" wiederfinde, auf der mein Name ähnlich geschrieben zu lesen ist, und als ich dazu von dem wenig ruhmvollen Auftreten dieses Herrn lesen)

    Im Bereich der Neiße sollen laut "Deutsches Namenslexikon" (von Hans Bahlow) die Namen Preißner [preissner] und Preußner [preussner] häufig anzutreffen sein. Hier findet sich auch der Hinweis auf eine Veränderung in den Namen >Prüßner / Pruessner<, der im Bereich von Breslau aus "Bruthenus" enstammen könnte...

 

     

    Der Name "Prüßner", "Pruessner", etc. leitet sich in den meisten Fällen ab von dem Volksnamen der "Pruzzen". Dieses Volk ist im Zusammenhang mit den kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem "Deutschen Orden" aufgerieben worden. Die Sieger übernahmen dabei einerseits den Namen der Besiegten und bezeichneten sich als die "Preußen"

     

 

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Die Preussen

    "Pruzzen, Prusen, ehem. balt. Volksstamm an der Ostsee östl. der Weichsel. Im 13. Jh. vom Deutschritterorden unterworfen" - so in einem Lexikon; wobei meine bisherigen Nachforschungen besagen, dass "unterwerfen" eher mit einem systematischen Genozit gleichzusetzen ist 
    (genocide = Völkermord oder wie neuerdings freundlich genannt wird: "ethnische Säuberung")

    "Alt-Preußen., dt. Landschaft an der Ostsee, einst Doppelprov. (Ost- u. West-P.) des ehem. dt. Staates P., rd. 78.800 qkm , 5,6 Mio. E. (1939) . Küste reich an Haffen (Putziger Wiek, Frisches u. Kurisches Haff); parallel dazu Flachlandstreifen, anschl. die sog. Preuß. Seenplatte. Urspr. von Kiefern- u. Fichtenmischwäldern bedeckt. Agrargebiet mit bed. Viehzucht (Rinder, Pferde) u. Forstwirtschaft. Bed. Häfen (Danzig, Königsberg, Pillau). Nach dem 1. Weltkrieg z.T. an Polen (Polnischer Korridor", 16.365 qkm mit rd. 1 Mio. E.), Litauen (Memelland, 2.848 qkm mit rd. 150.000 E.) u. den Freistaat Danzig (1.893 qkm mit rd. 335.000 E.) abgetreten. Der bei Dtl. verbliebene Teil bildete fortan die Prov. Ostpreußen u. einen Teil der Grenzmark Posen-West-Preußen".

     

    "Deutscher Orden; Deutscher Ritterorden, Deutschherren - im Zusammenhang mit den Kreuzzügen 1190 gegr. christl. Orden, der sich heute v.a. mit der Krankenpflege befaßt; Gliederung in Ritter, Priester u. dienende Brüder; Gewand: weißer Mantel mit schwarzem Kreuz. Im 13. Jh. Gründung des dt. Ordensstaates"

 
 

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Versuche der Erklärung

    Aus den oben zusammengetragenen Umständen ergeben sich mehrere Varianten, den Namen Prüßner zu erklären, wenn er in seinen Schreib-Variationen da und dort aufscheint:

    1. Der Name stellt eine örtliche Zuordnung dar und besagt, jener Mensch hat seine Heimat im Bereich des Königreich Preußens - er ist auf Reisen  (Handel, Diplomatie) und bekommt diesen Zusatz verliehen(?)

    2. (wie 1.) jener Mensch hat seinen Lebensbereich verlassen und bekommt seinen "Zunamen", in dem sich seine Herkunft auf eine Landschaft oder Verwaltungsbereich ausdrückt - was nicht unbedingt eine neutrale oder wertfreie und freundliche Aussage darstellen muß (siehe Exkurs zu "Türke")

    3.) Die Konzentration eines Namen dieser Prägung deutet darauf hin, daß hier eine größere Gruppe von Menschen nach ihrer Herkunft bezeichnet wurden.
    Damit bleibt Raum für Spektulation bei der Suche nach dem Grund für dieses stärke Auftreten. Ganz abgesehen von der Tatsache, daß (mir) noch unbekannt ist, wann dieses vermehrte Auftreten im Bereich "Lippe-Detmold" erfolgte. Damit ließen sich dann auch Herkunft und Anlaß näher betrachten und darstellen.

    4.) zur Zeit bleibe ich bei meiner Spekulation, daß die Prüßner's im Raum Lippe Flüchtlinge sind, im Extremfall als Folge eines Genuzid des Deutschen Ordens (siehe oben); im Bereich des eher Wahrscheinlichen liegt für mich zur Zeit, daß es sich um eine Fluchtbewegung aus wirtschaftlichen Hintergründen handelt (z.B. Hungersnot)

 
 

     

    Im Zusammenhang mit der Festlegung der Familiennamen in amtlichenRegistern erscheint ausschließlich im Bereich des Fürstentums "Lippe" in großer Zahl der Name "Prüßner". Es handelt sich dabei also um eine Herkunftsbezeichnung oder auch um eine Zugehörigkeits-Bezeichnung für eine größere Gruppe Menschen.

    Dabei ist zur Zeit nicht davon auszugehen, dass die "Preußen" als Ausgangspunkt zu gelten haben, sondern die PRUZZEN.

    Für das Land "Lippe" typischen Lautzuweisungen lassen dabei die Aussprache "PRUiSSEN" erkennen.

    Bei einer weiteren Betrachtung wird auffallen, dass auch die in Übersee angesiedelten „Pruessner“, „Prussner“ usw. zum Zeitpunkt der Migration ihren Geburtsort für den Bereich „Lippe“ angeben (grob umrissen mit den Städten Bielefeld, Vlotho, Detmold, Lemgo).

    Der Name „Prüßner“ mag insgesamt zu denen gehören, die in Deutschland selten anzutreffen sind. (siehe oben). Doch gäbe es noch wirklich amtliche und öffentlich zugängliche Telefonverzeichnisse, ließe sich feststellen, dass im (nördlichen) „Lipper Land“ längere Listen mit diesem Namen abgedruckt zu finden sind.

    Leider verfüge ich nicht über die Möglichkeit, in den „Kirchenbüchern“ zu erkunden, wann dort der Name „Prüßner“ erstmals erscheint… - meine einzige persönliche Nachforschung um Landesarchiv Detmold blieb komplett unbeantwortet. - Bei einer Vorsprache im Museum von Lemgo überraschte ich die Personale dort mit dem banalen Anliegen „Wo liegen die Wurzeln des Familien-Namens Prüßner?“ und erhielt die Auskunft:

    „Prüßner ist hier ein weit verbreiteter Name!“; es ist keine Berufsbezeichnung und „mit Preußen hatten wir hier nichts zu tun!“.

    Kurz: So selbstverständlich wie der Name dort anzutreffen ist, machte sich noch keiner die Mühe, seiner Geschichte auf den Grund zu gehen!

     

 
 

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    EXKURS 1: 
    Ein (Zu-) Name ist nicht einfach nur eine Herkunftsbezeichnung

    Im Bereich der Gemeinde Hemmingen (südlich von Hannover) hat sich bis in die Zeit um 1960/1970 die Auffälligkeit bewahrt, daß die Bewohner des Dorfes "Wilkenburg" (ursprünglich kirchlicher Pfarrsitz für die umliegenden Dörfer) die Bewohner der benachbarten Dorfes "Arnum" als "de Törken" benannten ("Heut' komm'n ja wieder de Törken to us!"). Eine Erklärung für diese Benennung zu finden, stieß zunächst bei den Einheimischen auf Unkenntnis. "Das war schon immer so!" und "Törke" mußte auf jeden Fall mit "Türke" gleichgesetzt werden, das stand in beiden Dörfern fest. - Ein Blick in alte Aufzeichnungen brachte dann die plausible Erklärung mit sich: Im Zusammenhang mit den "Türkenkriegen" mußten nicht nur Zusatzsteuern abgeführt werden, sondern gefangene Soldaten mußten ausgelöst werden. So kam auch auf das "Kirchspiel Wilkenburg" die Anforderung eine Geldsumme für Arnumer Soldaten aufzubringen, sie aus der Hand der Türken zu befreien... Das war um 1690 - In der Wilkenburger Kirche ist dazu übrigens auch ein Kronleuchter mit einem Krummschwert-schwingenden und Kettenhemd-bewährten Sarazenen zu betrachten.

 

 
 

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    EXKURS 2: 

    Entstehung der Familien-Namen.

    Wenige Menschen in einer Gemeinschaft erfordern eine deutliche Anrede – viele Menschen in einer Gruppe von Gemeinschaften unterscheiden sich mit einem zusätzlichen Namen. - Bald schon gab es sogar für einzelne Personen, über die Gemeinschaften hinausreichend verschiedene Namensbezeichnungen, da vielleicht auf den Beruf, die Fähigkeit und dort auf die Herkunft bezogen.

    Die Germanen kannten noch keine Nachnamen.

    Die Römer schufen hingegen ein 3-Namen-System: Quintus Horatius Flaccus (der 5. aus der Sippe der Horatier, der Blonde) - Rufname – Sippenname – Beiname.

    Angefangen hat das in Italien; dort gibt es die ältesten Familiennamen. Sie entstanden im 9. Jahrhundert in Venedig.

    Venedig war eine große Stadt mit einer gut funktionierenden Verwaltung. Nun gehört zur Verwaltung Eindeutigkeit und damit auch Schriftlichkeit. Wenn da also jemand Giovanni hieß, musste man natürlich wissen, welcher Giovanni gemeint war. Dazu brauchte man einen weiteren Namen, um ihn eindeutig zu erkennen.

    Von Venedig haben sie sich über Norditalien verbreitet.

    Bis ins 12. Jahrhundert reichte es aus, wenn man Personen einen Rufnamen gab. Die Städte waren klein und übersichtlich, die Dörfer und Weiler ohnehin. Verwechslungen waren ausgeschlossen. Dann aber zogen immer mehr Menschen in die Städte. So hatte Lübeck, Hamburg, Frankfurt am Main um 1400 etwa 20.000 Einwohner, Köln 30.000. Insbesondere der Handel erforderte die Unterscheidung gleichnamiger Personen. Als die Städte größer wurden, reichte der Rufname allein nicht mehr aus u. man gab den Menschen Beinamen. Beispielsweise „der lange Hans" oder „der dünne Hans". So kam es, dass in einer Familie jeder einen anderen Beinamen führte. Familiennamen im heutigen Sinne haben sich aus Beinamen entwickelt, die zunächst nur an individuelle Personen vergeben waren, aber noch nicht an nachfolgende Personen weitergegeben wurden.

    Um aber etwa Landbesitz zu dokumentiert, Steuerzahlungen festzuhalten usw. waren Beinamen auf Dauer ungeeignet. Sie funktionierten nur gut, solange sich alle Beteiligten persönlich kannten. Mit nur ein oder zwei Generationen zeitlichem Abstand war die Bedeutung amtlicher Dokumente kaum mehr nachvollziehbar. Die Namen waren da, aber die sichere Zuordnung zu einer Person war nicht mehr möglich. Administrative Gründen zwangen zu einer Entwicklung: der Beiname verschwand, der feste Nachname setzte sich durch.

    Im 9. Jahrhundert wurde gleichfalls in Venedig der Beiname vererbt. Diese Sitte breitete sich von dort aus im 10. Jahrhundert nach Südfrankreich. Im 11. Jahrhundert gelangte der Gebrauch nach Katalonien und Nordfrankreich, im 12. Jahrhundert nach England und in das Gebiet der Schweiz. Danach wurde der Gebrauch eines festen Familiennamens auch in den west- und süddeutschen Städten üblich. Anfang des 15. Jahrhunderts waren Familiennamen überall im deutschen Sprachraum anzutreffen, aber nicht durchgehend. Auch konnte der Familienname noch wechseln, zum Beispiel bei Wegzug oder aufgrund neuer Berufstätigkeit oder bis etwa 1800 bei der Einheirat in einen Bauernhof.

    Während der Adel seit der Erblichkeit der Lehen im Jahr 1037 feste Familiennamen trug, um seine Erbansprüche geltend machen zu können, folgten erst später die Patrizier und Stadtbürger. Insbesondere im Patriziat hat noch die Wahrung des Familienbesitzes zur Bildung der festen Beinamen beigetragen, während im restlichen Bürgertum die Familiennamenbildung vor allem durch den Ausbau des Verwaltungswesens mit einer zunehmenden schriftlichen Beurkundung gefördert wurde. Der Familienname hatte bis ins 18. Jahrhundert hinein zumeist nur untergeordnete Bedeutung, während der Rufname der eigentliche Name blieb. Bäuerliche Gegenden kamen bis zum 17. oder 18. Jahrhundert ohne einen festen Familiennamen aus, in Friesland wurde er erst im 19. Jahrhundert gesetzlich eingeführt.

    Durch Auswanderung können sich Nachnamen auch in Regionen und Sprachräumen verbreiten, die weit entfernt vom Ursprungsort des Namens liegen. Dabei sind Veränderungen in der Schreibweise des Namens gar nicht so selten; besonders wenn die dort vorherrschende Sprache bestimmte Buchstaben oder Laute gar nicht kennt.

     

 
 

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    Preussen die zweite:

    Pruzzen + Prussen + Bruzi + Bruz + Pruzai + Prutheni + Borussi...[?]

    Die Bezeichnung "Prussen" bringt nach heutiger Kenntnis der "Bayrische Geograph" in einer Schrift in die Geschichte ein. Er verfasste zwischen 866 und 960 eine Handschrift in der er von die "Bruzi" erwähnt. Der spanische Kaufmann Ibrahim ibn Jacob nennt sie in seinem Reisebericht "Brus". Das Volk selber nannte sich "Prusai"; Einige Gelehrte bezeichneten sie "Prutheni" und auch "Borussi". 

    Die Pruzzen gehörten der baltischen Sprachfamilie an, waren somit ein baltischer Zweig des indogermanischen Sprachstammes, lebten von Ackerbau und Viehzucht, waren Jäger und Fischer, dienten Naturgotheiten und besaßen zumindest ein Heiligtum, den "heiligen Hain Romowe". Slawen waren bereits um 600 bis zur Küste links der Weichsel vorgestoßen; Dänen waren 925 an der Samlandküste gelandet, hatten die Bewohner unterworfen und sich dort festgesetzt. Erste Versuche einer Christianisierung im 10. und 11. Jahrhundert waren gescheitert, als 1225 Konrad von Masowien den Deutschen Orden um Hilfe rief, um die Prussen zum Christentum zu bekehren, und der Orden dort seinen eigenen Staat gründete. Die Verluste der Prussen bei der Bekehrung und Unterwerfung durch den Orden, die nachfolgenden Kriege und Seuchen, vor allem die Pest, erforderten jahrhundertlang einen Völkernachschub. So wuchs aus den verschiedensten Stämmen in einem Jahrtausend Geschichte jener " Stamm" zusammen, den wir als "Ostpreußen" zu bezeichnen pflegen.
    (aus: "Lexikon Ostpreußen von Georg Hermanowski")

 
 

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