Programmfehler oder doch nur ein Irrtum im Denken
Lk. 9, 57 - 62

Okuli

22. Febr. 2014
Vorabendgottesdienst

    Wer kennt das nicht? Da habe ich eine gute Absicht, ich bin der festen Überzeugung, alles kann nur gut sein, was ich da im Blick habe, ich habe nichts übersehen und nun kann es losgehen. - Aber dann stellt mir da doch noch jemand ein Bein, und dann ist es mir so, als wäre alles für die Katz - alles vergebens.

    • Der Aufstieg im Beruf - verbaut!

    • Die wunderschöne Vereinsidee - ein Luftschloss!

    • Der exakt ausgerechnete Aktiengewinn - eine dicke rote Zahl!

    • Die große Liebe - zerstört!

    • Auf einmal habe ich die Chance meines Lebens in den Händen - doch die Bedingungen sind zu ungerecht, zu hart!

    Habe ich etwas übersehen? - hatte sich ein Rechenfehler im Programm eingenistet? - habe ich einen dicken Fehler begangen? - wollte mir jemand einen Streich spielen? - irgendwie läuft das überhaupt nicht so, wie ich das eigentlich wollte.

    Da war vorhin dieser Text, der von Jesus berichtete:

    Lk. 9, 57 - 62

      Als sie mit Jesus auf dem Weg waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Haus sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

     

    Ich erinnere mich an einen Abend mit Männern, eine Gruppe handfester Menschen, viel Lebenserfahrung und darum auch tief geprägt. „Sowas würde ich in Wirklichkeit niemals sagen können, so hart kann doch keiner sein!“ - das rutschte dem einen Teilnehmer einfach so raus; dass sowas überhaupt in der Bibel steht. Geht das? - und dann musste ich ihm entgegnen: Dir Wirklichkeit ist manches Mal noch schlimmer, noch grausamer!

    Aber, hör mal, Jesus, was machst Du da mit den Menschen, was verlangst Du da von ihnen?

    Ich ahne, Jesus könnte uns jetzt erst einmal nur ratlos ansehen! - so, als habe er uns gar nicht richtig verstanden - was habe ich denn von Dir oder Dir wirklich verlangt?

    Die Schwäche eines Menschen ausnutzen, missbrauchen, einfach alles auf diesem Menschen ausschütten, und mir damit Erleichterung und Entlastung verschaffen.

    Eine vollkommen aus der Luft gegriffener Vorstellung? - Ich sage es mal so. Auch in hier bei uns sind Dir bestimmt Menschen bekannt, die ihr scheinbare Stärke gegenüber dem scheinbar Schwachen auszunutzen versuchen.

    • ·       Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester - aber ich?

    • ·       Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und predige vom Reich Gottes!

    • ·       Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

    Wir sollten uns eine Pause gönnen, und noch einmal das Programm des Jesus von Nazareth diese Schilderungen aus unserem Erleben und unserer Erfahrung daneben stellen.

    Meditation

    Ich weiß noch, dass einmal in einer Runde am Tisch im Kaffeetisch eine Frau zu diesen Worten von Jesus sagte: „Das ist zu viel verlangt, unmöglich und wenn er das wirklich so gesagt hat, dann ist das nicht der Jesus, wie ich ihn bislang gekannt habe!“

    Petrus hatte es ja einmal ähnlich formuliert: „Der da, den kenne ich gar nicht - das ist nicht der, den ich kenne! - wirklich nicht!“

    Und damit schließt sich zunächst einmal ein Kreis, der beinahe aus Bruchstücken besteht, die am Ende aber doch nicht nicht zusammen passen - an keiner Stelle – es sieht nur so aus.

    Wer gewinnt – wer verliert? - Wer ist der Dumme, - wer der Gewinner

    Verlangt Jesus wirklich unmögliches von mir oder von Dir? - Oder bin ich es nur selbst, der sagt: „Mir erscheint das alles unmöglich.“

    Wenn Du von Dir sagst, ich will auf den Weg mit Jesus gehen, dann weist er Dich darauf hin: Es wird ein ganz anderer Weg sein, als du ihn bis lang gegangen bist, - anders als Du ihn bislang bei mir Jesus wahrgenommen hast. Du wirst deinen bisher sicheren Hafen verlassen müssen. Du wirst immer wieder von neuem Anfangen müssen, Dich einzurichten. - Das ist keine Warnung, im eigentlichen Sinne, sondern das ist eine klare Wegmarkierung. - Was es wirklich bedeutet, ist in einer Zeit von Satellitennavigation und Renditeplänen, in Zeiten von globalem Handeln und Denken nur sehr schwer übersetzbar - oder gerade doch: Schalten wir von jetzt auf nun einfach nur alle Satelliten ab. So radikal wird der neue Weg sein. Einer meiner Freunde stellte mir einiger Zeit sein neues GPS-System vor, das kann er jetzt beim Laufen durch die Landschaft am Arm tragen und das zeigt ihm, wie viele Kilometer er gelaufen ist und wenn er demnächst in Frankreich seinen Urlaub verbringt, dann benötigt er keine Fremdsprache, keine Karten mehr, er findet immer wieder zu seinem Auto zurück mit diesem Gerät, er muss nur noch auf das Gerät achten. - Und die Batterie erschöpft ist?

    Oder wenn Du hörst, der Weg in eine neue Zukunft ist für Dich vorbereitet, alles ist bereit, es fehlt nur noch Deine sofortige Entscheidung. Dann gibt es nur noch eines: sofort entscheiden und nicht lange abwägen, diesen und jenen Grund als momentanes Hemmnis anzuführen - Denn wenn Du genau hinsiehst, wirst Du merken, Du willst eigentlich gar nicht wirklich, Du kannst gar nicht konsequent JA oder NEIN sagen. Ob es deine alten Eltern sind, oder der doch so sichere Arbeitsplatz, oder die guten Freunde, Du wirst immer einen guten Grund finden, der dich von dem neuen Weg abhalten wird. - Heute könnte Jesus schon ein viel leichteres Beispiel bringen und sofort würde er einen enttäuschten Gesichtsausdruck ernten: Verzichte auf Dein Auto! - Welche Heiligkeit dieses Werkzeug bereits erlangt hat... Ich denke, heute würde das mit den alten Eltern schon längst kein Hinderungsgrund mehr sein, dauerhaft seinen Arbeitsplatz von Dersenow nach Singapur zu verlegen. Na und, passiert doch längst. - Eine saubere Umwelt wollen alle, aber dafür was tun, das sollen bitte sehr erst mal die anderen vormachen!

    Und damit wäre dann wohl auch der eigentlich dickste Brocken in dem Dreier-Bild erreicht: Lass mich bitte erst einmal Abschied nehmen! - und dagegen das beinahe noch harmlos klingende Wort vom Rückwärts-Sehen beim Pflügen. - Als ich diesem Bild nachging, sind mir so viele Bezüge zu heute eingefallen und ich musste jedes mal kleinlaut feststellen: Jesus, du hast ja so recht - aber wir wollen es einfach nicht wahrhaben!

    Alle reden von dringend notwendigen Veränderungen, weil alle wissen, dass es zum Beispiel in diesem Land so schon seit einigen Jahren nicht mehr weitergehen kann! Und je länger wir Abschied nehmen, um so schlimmer wird die Situation, wir wollen noch dieses mit auf den Weg mitnehmen, und jenes nicht einfach liegen lassen. - es geht nicht um das Abschiednehmen von Menschen, sondern von dem bislang Vertrauten - retten was zu retten ist - aber genau drum kommen wir eben auch nicht vom Fleck weg - Und weil wir dennoch schon meinen, an der Zukunft zu bauen, den Acker umpflügen, kommt nur ein Chaos dabei heraus.

    Jesus denkt an die Zukunft der Menschen mit Gott, - nicht an die Wirtschaftslage eines Staates. - Mensch, wenn Du in einem heilsamen und heilvollen Frieden leben willst, dann musst du sofort losgehen, sofort das Alte hinter Dir lassen, das Liebgewonnene aufgeben und dich auf eine vollkommen neue Lebensart einrichten. - Das gilt für jeden, der dieses neue Ziel vor Augen hat.

    Und wenn man es genau bedenkt: Das wäre sogar ein Rezept für unser Land: Wer die neue Richtung möchte, muss vormachen, wie es geht, und nicht anderen den neuen Weg abfordern und ihn selbst nicht mitgehen... das wird und muss schief gehen! - sonst wird es ein unbrauchbares Feld!

    AMEN

christel prüßner, dersenow

   

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