Gnade sei
mit Euch und Friede von Gott unserem Vater
und dem Herrn
Jesus Christus
In den letzten Tagen
konnten wir (endlich) wieder einen Vorgeschmack auf die warme
Jahreszeit bekommen, - und wenn dann dazu auch noch eine sehr trockne
Luft kommt...
Selbst ein Glas Wasser
kann dann die Lebensgeister wieder wecken – und das auch, wenn
zuvor gar nicht so der eigentliche Durst vorhanden war, - also noch
kein Getränk gewünscht war. Allein dieses Spüren auf der Zunge, im
Mund – diese Spur eben, die sich da ausbreitet, da tut sich was
in mir und es nimmt mich in Besitz.Und wie ist das bei Ihnen
jetzt? Kommt da schon eine kleine Durst-Spur?
Und wie erst der Effekt
bei dem Menschen, der wirklich Durst nach einem Getränk wahrnimmt.
Manchmal sagen wir dann auch nach dem ersten Schluck: das
zischt geradezu, so ausgetrocknet war ich.
Wem es gelingt, sich
dieses Empfinden um Durst und Durstlöschen in Erinnerung zu rufen,
dem wird vielleicht auch der folgende kurze Textabschnitt aus dem
neuen Testament leicht verstehbar sein.
Joh.
7, 37
- 39Bei einem der großen Fest nahm auch Jesus teil und
sprach die Menschen an: Wer Durst hat, komme zu mir, und es
trinke, 38 wer an
mich glaubt. Wie die Schrift sagt: Aus seinem Inneren werden Ströme
von lebendigem Wasser fließen.39
Damit meinte Jesus den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn
glauben; denn der Geist war noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht
verherrlicht war.
Das mit dem lebendigen
Wasser hat es besonders in sich. Ich muss dabei an so viele Beispiele
denken, die mir in meinem Leben bis heute begegneten. Ich weiß noch
die kleine Quelle hoch oben in den Alpen, bei den Wanderungen zur
Hütte hinauf und wieder abwärts freute ich mich schon beim zweiten
Mal darauf, dort wieder vorbei kommen zu können. Es schmeckte
einfach gut und es tat auch so gut, dieses Wasser zu trinken, es
weckte geradezu die Lebensgeister. – War es nur eine Einbildung,
oder ein Selbsteinreden? - mir soll die Antwort „wurscht“ sein,
es hat geschmeckt, und es hat bei dem für mich immer mühsamen
Abwärtsweg als lang anhaltende Erinnerung Kraft gegeben... Später
erzählten selbst junge Menschen, mit denen ich da oben vorbei kam,
wie gut es ihnen tat, davon zu trinken, es habe besser geschmeckt,
als das Mineralwasser aus der Flasche drunten im Ort. Auch
erinnere ich mich an den Fluss in Tirano, gleich neben dem Hotel, -
wegen des andauernden Regens an den Tagen zuvor in den Bergen, führte
dieser Fluss viel Wasser und allein sein Rauschen übertönte draußen
auf der Straße den Lärm der Autos und im Haus war die ganz Nacht
über das Poltern der Wackersteine zu hören, die der Kraft des
Wassers nichts entgegenzusetzen hatten und mitgerissen wurden, sie
polterten geradezu durch das Flussbett und es hörte sie im Haus so
kraftvoll an – und auch dieses Wasser diente den Menschen als
Lebensmittel, mit seiner erkennbaren Kraft, wurde es in die
Wasserleitungen gelenkt, diente etwas weiter zur Stromgewinnung....
und so könnte ich jetzt allein die Wassergeschichten
aneinanderreihen – der gesunde Schlaf über drei Wochen neben einem
laut rauschenden Wildbach – es war immer eine Wohltat!
Der bildgewaltige Prediger
Johannes hat ein für seine Zuhörer kräftiges Bild von Jesus nur
sehr knapp übernehmen brauchen, keine lange Ausweitung, keine
umfassenden Beispiele, die Menschen in Israel wussten und wissen, was
ihnen das Wasser bedeutet, das es mehr ist, als nur ein
Transportmittel für Dreck und Schiffe, sie kennen die Zeit ohne
Wasser schon bestens, sie kennen seine fruchtbringende Kraft aber
auch seine reinigende Zerstörungskraft. Sie wissen davon, dass ihr
Leben – dass das Leben überhaupt ohne Wasser nicht möglich ist
und Jesus kann darum genauso wie Johannes ohne Schnörkel auf dieses
Bild eingehen.
Der Text spielt etwa ein
zwei Jahre vor der Tötung des Jesus und er spielt bei einem
eigentlich recht großen und wichtigen Fest der Juden. Eine wichtige
Rolle spielt bei diesem Fest auch das Wasser – mit den dazu
gehörenden rituellen Handlungen...
Ich habe mir die knappe
Schilderung einfach mal übertragen in unsere Zeit - hier her zu uns
- vorgestellt.
Ostern und
Himmelfahrt liegen hinter uns Pfingsten folgt in Kürze – mal so unter uns: sind es die wichtigsten – wirklich: die wichtigsten Feste für uns? –
nun gut, wir feiern sie noch – so gut wir können, mindestens mit
einem oder zwei arbeitsfreien Tagen... – feiern? – kann man das
Feiern nennen? – darüber sollte ich besser nicht streiten wollen -
- - KEINE SORGE!! – es ist ähnlich der Situation damals, man nimmt
dieses große Fest noch wahr, pflegt mehr oder wenige stark die
Rituale, - und gar nicht mal so tief da drinnen wissen die wohl
meisten nicht einmal mehr, warum sie da noch mitspielen, mitmachen,
mitfeiern... – Ich rede vom Damals – auch wenn es wie heute ist!
Und ich sehe die Szenerie vor mir, wie oberflächlich das Spiel mit
dem Wasser am Siloah-Teich aus den Gesichtern der Menschen zu lesen
war... jeder schaut nach dem anderen, wie macht der das, um ja nicht
aufzufallen...
EG-NB 604 Wo ein
Mensch Vertrauen gibt
1.
Wo ein Mensch Vertrauen gibt,
nicht
nur an sich selber denkt,
fällt
ein Tropfen von dem Regen,
der
aus Wüsten Gärten macht.
2.
Wo ein Mensch den andern sieht,
nicht
nur sich und seine Welt,
fällt
ein Tropfen von dem Regen,
der
aus Wüsten Gärten macht.
3.
Wo ein Mensch sich selbst verschenkt,
und
den alten Weg verlässt,
fällt
ein Tropfen von dem Regen,
der
aus Wüsten Gärten macht.
Nun könnte Jesus hingehen
und eine hoch-wertvolle Predigt halten, kann dreißig vierzig Zitate
der alten Bibel in den Raum stellen und den Menschen die Worte um die
Ohren schlagen – Worte, die sie gar nicht betroffen machen, die sie
gar nicht erreichen – noch lange nicht, weil die Ohren längst auf
die anderen Wellenlängen des Alltags gepolt sind. Die pulsenden
Handys, die eMails, die neuesten Werbedurchsagen – Heute müsste
ich diesen Zustand noch greller beschreiben – allein im Theater in
Schwerin war vor geraumer Zeit zu beobachten, wie an den
verschiedensten Plätzen mitten in der Vorstellung des Solisten (in
diesem Fall „Heinz Becker“) immer wieder Handys aufflackern,
wichtigste Mitteilungen gelesen oder gar Antworten dazu eingetippt
werden... – wer schon mal bei einer „größeren“ Beerdigung am
hintersten Rand gestanden hat, der staunt, wie viele wichtige
Telefonate selbst bei so was Banalem wie der Bestattung eines
Menschen geführt werden müssen.
Wer Durst hat, komme zu
mir, und es trinke, wer an mich glaubt.
Wer Durst hat... - Nicht:
Für wen es geil ist zu saufen.
Ich werde genau an dem
wunden Punkt angesprochen, bei meinem Durst, zu dem ich mich bekennen
muss. Durst nicht allein nach Wasser oder Wein oder Bier oder Brause
oder Kaffee – es geht auch um den Wissensdurst und um die Seele,
die nach Liebe dürstet...
Eins nach dem anderen –
jetzt erst den nächsten Schritt – Du hast Durst, - vertraust du
mir, dann magst du jetzt auch trinken, - in Dich aufnehmen, dich
stärken, - dich erfrischen lassen,...
Das ist mehr als nur ein
Schluck Wasser oder einmal am Weinglas nippen. – Nimm es in Dir
auf, lass es in Dir Raum gewinnen, sich ausweiten und in Dir Wirkung
verbreiten.
Darum ist dieser winzig
kleine Bericht von damals heute noch so hautnah spürbar – ob es
das Schützenfest oder das Hyazinthen- / Maschseefest, das
Alstervergnügen oder was auch immer ist – selbst der Tag der
Deutschen Einheit... wir feiern alles nur noch oberflächlich, und
wir nehmen teil, weil wir trotzdem etwas suchen, vermissen – zu
finden hoffen: angenommen werden, akzeptiert werden, angesprochen
werden, Bekräftigung erfahren für den Alltag, für das Leben
überhaupt - die notwendige Kraft geschenkt bekommen.
Und das alles kann ich
nicht mit zwei Euro fünfzig am Würstchenstand kaufen oder mit einer
Freirunde Lüttje-Lage im Bierzelt, dazu gehört viel mehr – dazu
gehört ein offenes Ohr, ein freies Herz und ein spürbar guter
Geist.
Johannes muss von dieser
kleinen und doch verblüffenden Szene so ergriffen worden sein, dass
er sie beinahe unvorbereitet in seinem Evangelium hatte einfließen
lassen...
Hingehen - die Menschen
ansprechen – einladen und ihnen dann den Durst löschen! –
einfach so. Die Menschen werden staunen, denn darauf warten sie
eigentlich, aber sie haben das Hoffen beinahe schon aufgegeben.
Und heute dürfen wir als
Christen hingehen – ansprechen – einladen und den Durst stillen!
– es ist unsere Aufgabe – und dann gehen die Menschen nach Hause
und zehren von dem frischen Wasser, das ihnen begegnete und von
dem kraftvollen Strom, der sogar schwerste Steine aus dem Weg
schaffen hilft und von dem beruhigenden Strom, der ihnen einen
ruhigen Schlaf schenkt.
AMEN
christel
prüßner, Dersenow (2013)
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