"Ein besserer Weg. "  - oder "Wie Lückenbüßern der Himmel aufgeht"
Matthäus 4, 12 - 17

Buß- und
Bettag 2008

19. Nov. 2008

Vorspiel – Begrüßung

1.Lied 637, 1-5

EINGANGSGEBET

(Liturg) Unser Gott, Du hast uns mit Jesus gezeigt und durch ihn sagen lassen, wie wir unser Leben gestalten dürfen, um Dir nahe zu sein. Bei allem gutem Willen gelingt uns das aber kaum. Wir sind allein zu schwach und zu mutlos. In unserem Leben achten wir zu sehr auf Äußerlichkeiten, wir suchen nach Ehre und Macht und sind oft genug mit faulem Frieden einverstanden. Du hast uns andere Wege gezeigt und wir brauchen nur ein wenig mehr Mut, darum bitten wir Dich in diesem Gottesdienst. Amen.

KYRIE: 178,9

VATER UNSER

Wechselgebet

    Liturg: Gott, sei mir gnädig nach Deiner Güte

    Gemeinde: und tilge meine Sünde nach Deiner großen Barmherzigkeit

    Liturg: Wasche mich wohl von meiner Missetat

    Gemeinde: und reinige mich von meiner Sünde.

    Liturg: An Dir allein habe ich gesündigt

    Gemeinde: und übel vor Dir getan.

    Liturg: Schaffe in mir Gott eines reines Herz

    Gemeinde: und gib mir einen neuen gewissen Geist.

    Liturg: Verwirf mich nicht von Deinem Angesicht

    Gemeinde: und nimm Deinen heiligen Geist nicht von mir.

    Liturg: O Du Gotteslamm, das der Welt Sünde trägt,

    Gemeinde: erbarm Dich unser

    Liturg: O Du Gotteslamm, das der Welt Sünde trägt,

    Gemeinde: erbarm Dich unser.

    Liturg: O Du Gotteslamm, das der Welt Sünde trägt,

    Gemeinde: verleih uns Frieden. AMEN


LESUNG 2.Lied: 299 1–5


Predigt [Matthäus 4, 12 - 17 ]
darin:>> 3.Lied: Lieder Mappe 12.07

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus
Ich weiß gar nicht, wie ich in diesem Jahr anfangen soll. Bußtag, - Bettag... mir schwirren schon seit Tagen im Blick auf diesen Tag so viele Gedanken durch den Sinn, durch das Denken. Ich hatte den für heute ausgewählten Text gelesen, der so etwas wie eine Leitlinie sein sollte – könnte.


Matthäus 4, 12ff
Als Jesus hörte, dass Johannes gefangengesetzt worden war, zog er sich nach Galiläa zurück. Und er verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum, das am See liegt im Gebiet von Sebulon und Naftali, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 8,23; 9,1): „Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am Meer, das Land jenseits des Jordans, das heidnische Galiläa, das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen am Ort und im Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.“ Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbei gekommen!


Das geschriebene zu verstehen ist nicht schwer, sage ich!, Das dargestellte in einen Vergleich zu meinem oder unserem Leben ist auch ein Kinderspiel – sage ich! - aber je mehr ich diesen Text in mir wirken ließ um so voller wurde es in meinen Gedanken. Dazu der Alltag um mich herum:

Zum Beispiel erst vor wenigen Tagen: 13 Jahre ist der junge Mensch alt und sagt ganz unbefangen im Blick auf die Bibel, „Was soll ich von dem Buch halten? Ist doch alles nur Lüge, was da drin steht!“ - eine alberne Gruppe, doch es lachte nicht ein einziger, nein, das erste Schweigen war viel mehr Zustimmung, als hätten sie aus Verlegenheit gelacht. „Ja“ meldet sich ein anderer „mein Vater sagte auch, warum man solch ein Lügenbuch überhaupt so viel Geld ausgeben muss!“

Ein Mädchen sah meinen skeptischen Blick und meinte selber erkennbar ratlos: „Vielleicht stimmt ja auch einiges, wenn man eben nur dran glaubt!“


Ich wollte sie einladen zum Gottesdienst heute Abend in ihrem Ort, aber was würden sie in Wirklichkeit verstehen. Was würden sie von sich mitbringen, wenn sie der Einladung folgen. Die Rückfrage zu solchen Einladungen heißt dann fast immer: „und dann brauche ich im Sonntag nicht zur Kirche gehen?!“


Jesus erlebt, wie seine Cousin Johannes von den Mächtigen des Landes „aus dem Verkehr gezogen“ wurde. - Machen wir uns nichts vor: Johannes der Täufer gilt im Verständnis der Machthabenden als Terrorverdächtiger; schon seine Art des Auftretens, dann seine verächtliche Rede über die Mächtigen. Für Menschen wie ihn wurden die Anti-Terror-Gesetze geschneidert, schnelles Durchgreifen sollte möglich sein.


Jesus erlebt, wie die Armen im Land, ärmer und ärmer werden und wie jeder Versuch, dieses zu ändern im Keim erstickt wird. Wer Armen helfen kann, der hat auch noch mehr Geld für die Staatskasse übrig, also her damit, - nur wer sein Geld gut zusammen hält und es mit wunderschönen Tricks zu vermehren weiß, dem winkt die goldene Nase, das sind die gesuchten Menschen... Denen wird das gut Land gegeben, auf dem noch mehr wächst, auf dem der Palast noch hübscher zur Wirkung kommt.


Jesus erlebt wie soziales Denken, immer und immer wieder im Keim erstickt wird. Wohin er schaut in seinem Land, er stößt an die Betonköpfe des Egoismus; als gäbe es dafür einen ganz besonderen Preis am Ende zu gewinnen – am Ende – vor dem alle irgendwie Angst haben, die an den Hebeln der Macht mit ziehen und drücken dürfen.


3.Lied: Lieder Mappe 12.07 - „Wir tragen viele Masken“


Johannes ist bei weitem nicht der erste und auch noch lange nicht der letzte, dem die Macht mit blanke Faust ins Gesicht schlägt. Es sind schon zu viele.

Es muss ein anderer Weg gefunden werden, der diesem unheiligen Treiben ein Ende bereitet. Gewaltvoll Aufstände gegen die Regierenden haben nichts gebracht. Einfach klein dreingeben und auf eine bessere Zeit warten hat noch nie etwas gebracht.

Jesus zieht sich zurück und nach Kapernaum, ein beschaulicher Fischerort. Hier wird er immer wieder wohnen, immer wieder neue Pausen einlegen.


Von Rose Ausländer (geb: 11. Mai 1901 in Czernowitz, Österreich-Ungarn; gest: 3. Januar 1988 in Düsseldorf) gibt es einen Text, der mir genau in diese Situation zu passen scheint:


Den Weg finden
Nachts schwimme ich
im Strom der Sterne
die mich träumen

An Feiertagen
lieg ich im Waldschatten
und sehne mich
nach dem Licht das erleuchtet
um meinen Weg zu finden
zu deinem Weg.


Mensch, das Himmelreich ist so nah – so herrlich nah. Mensch,

  • halt einfach mal an, bleib stehen,

  • schau hin, erkenne Dein eigenes Tun,

  • nimm wahr, was Du bis jetzt unterlassen hast, und es hättest tun sollen;

  • Mensch, gehe einige Schritte zurück, auch wenn Dir Rückschritt als eine Belastung erscheint – nimm Abstand und erkenne Dein Fehlverhalten.

  • Mensch, dann kannst Du auch wieder klar nach vorn schauen, endlich ruhiger werden, endlich einen Sinn für Dein Leben erkennen.

  • Mensch, der Himmel ist herrlich nahe! Warum rennst Du immer wieder nur an dem von Dir gesuchten Ziel vorbei?


Buße tun? Ich mag es im Blick auf das aktuelle Geschehen in dieser Welt schon gar nicht mehr verstehbar zu übersetzen. - wie damals in Israel. Jeder kennt die Spielregeln, aber Spielverderber sind die Schiedsrichter und Mahner.

Nur ein kleines Beispiel von heute aus dem Straßenverkehr: Jeder Führerscheinbesitzer hat gelernt. „Höchstgeschwindigkeit heißt, nicht schneller fahren als“ aber warum wird die Überwachungsanlage eigentlich – selbst in Rundfunk und Presse als FALLE („Radar-falle“) bezeichnet, warum wird das Einkassieren des Bußgeld als „Wegelagerei“ oder „Raubrittertum“ bezeichnet.


Selbst kleinste Schritte zurück sind ja schon eine gesellschaftliche Überforderung und können angeblich einen ganzen Staat gefährden, ja die ganze Welt.

Dass unser aktuelles Tun viel mehr und viel größere Schäden anrichten, wollen wir einfach nicht wahr haben: ICH DOCH NICHT! - Was habe ich damit zu tun!?


Und wenn der Bußtag nur diese eine kleine Pause ermöglicht, mir mein eigenes Tun in dieser Welt – mein Tun und seine Folgen klarer werden lässt, dann hätte dieser Tag schon eine große Wirkung gezeigt. Die kleine Lücke des Nachdenkens wahr nehmen und den Himmel aufgehen sehen – weil mein Blick mal wieder einen Durchblick wagte... das wäre es doch! - AMEN


Offene Schuld

(LITURG) Wir erheben uns und drücken damit aus, dass wir unserem Gott näher treten.

Wir bekennen miteinander vor unserem Gott, dass wir Schuld auf uns geladen haben, dass wir seinen Weg für uns nicht beachten konnten, in unserem Reden, Handeln und auch in unserem Denken. Und dass wir aus eigner Kraft es nicht schaffen können, uns von dieser Schuld zu befreien.
Darum suchen wir Schutz und auch Hilfe bei der offenbar endlosen Barmherzigkeit unseres Gottes, der uns Mutter und Vater sein möchte, Freund und Freundin - und bitten ihn um das lebendige Geschenk der Gnade, das uns Jesus Christus gepredigt hat. Und wir sagen dies unserem Gott gemeinsam mit den Worten:

(ALLE) GOTT, sei mir Sünder gnädig.
Allmächtiger Gott, erbarme Dich unser,
vergib uns unsere Schuld und führe uns zu dem Leben, das ewig vor Dir besteht. AMEN.

(Liturg) Der allmächtige Gott, der uns mit all der Schöpfung liebt und bewahren will, hat sich zu uns gewandt. Er hat Jesus Christus in den Tod gegeben, damit uns das Lebensgeschenk bewahrt wird. Und er hat uns verziehen - und ebenso hat er all denen, die an ihn glauben, die Macht gegeben, seine Partner auf dieser Welt zu werden, seine Kinder und Erben.
Er hat uns seinen Heiligen Geist geschenkt, der uns die Kraft zu einander gibt und bewahrt. Wer dieses glauben kann und sich hat taufen lassen, der steht unter dem ewigen Schutz unseres Gottes. - Das verleihe Gott uns allen!

(Alle) AMEN

4.Lied: Lieder Mappe 12.06
In der Stille angekommen

FÜRBITTEN-GEBET darin: EG 606 ("Kehret um")


(Liturg) Unser Gott! Du lädst uns ein, zu Dir zu kommen, mit allem, was uns bedrückt. - Du hast uns Menschen durch Jesus von Nazareth sagen lassen, dass dazu auch unser Versagen gehört, unser Kummer, unsere Angst, unsere Sorgen. - Wir wollen es wagen:

Alle: Kehret um...(EG 606)

(Liturg) Wir sind recht Schwach in unserem Glauben, in unserem Vertrauen. Und darum flüchten wir uns immer wieder ein Leben, von dem wir längst wissen, dass es eher eine Sackgasse sein wird. - Aber es ist auch schwer, eine neue Richtung einzuschlagen. Denn da und dort müßten wir vieles von dem Gewohnten aufgeben. - Bitte stelle doch Menschen neben uns, die uns dabei helfen, eine Umkehr zu wagen! Wir wollen es wagen:

Alle: Kehret um...(EG 606)

(Liturg) Wir haben uns an so vieles gewöhnt, Gott,

- an den Hass gegen Feinde

- an die Gleichgültigkeit gegenüber der Not anderer

- an die Rachsucht und den Neid

- an den Egoismus

Jeden Tag kreuzigen wir von neuem Jesus von Nazareth.

Darum bitten wir Dich um Vergebung und um Zeichen für einen neuen Weg. Denn wir wollen es wagen:

Alle: Kehret um...(EG 606)

(Liturg) Unser Gott, wir hören und lesen von Deiner Zusage, auch weiterhin zu uns zu stehen. Bitte verzeih uns, wenn wir Dich zu sehr enttäuscht haben. AMEN



Sendung u. Segen


(Liturg) Wir erheben uns und bitten Gott um seine Gnade und seinen Segen.
Unser Gott, handle nicht mit uns nach unseren Sünden

(ALLE) und rechne uns bitte nicht unsere Verfehlungen vor.

(Liturg)

Du, Gott, unser Freund, begleite unser Leben und bewahre es!

Du, Gott, unser Vater, achte auf uns und zeige uns Dein Lächeln.

Du, unser Gott, verschließe nicht Deine Augen und schenke uns Deinen großen Frieden für diese Welt.

Herr, segne uns!

(ALLE) Amen

5. Lied: 482 1,3,4,7

Musikalischer Ausklang

christel prüßner, hannover

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