Was Gott zusammen bringt...
Markus 10, 2ff

20. Sonntag
nach Trinitatis

2. August 1998

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus

Was Gott zusammen gebracht hat, soll der Mensch nicht trennen!

(an Jugendlichen) Hast Du diesen Satz schon mal irgendwo gehört?

Wenn dieser Satz im Ohr eines erwachsenen Menschen ankommt, - An welches Beispiel aus dem Leben müssen Sie denken?

(Mikrophon-Befragung [?])
Ehe, Freundschaft, Partnerschaft.

Das ist auch gut verstehbar, denn die Tradition, die Geschichte dieses Wortes hat ihre Wurzel in dem vorhin gehörten Evangelienbericht.

Außerdem bietet sich dieses Ausspruch des Jesus so wunderbar an, wenn es um Heirat/Hochzeit geht.

Und dann in diesen unsicheren Zeiten, in denen die Scheidungsrate scheinbar nahtlos mit der Arbeitlosenrate zu wachsen scheint...

Wem ist das schon in der Vergangenheit aufgefallen? Könnte es da einen Zusammenhang geben?

Als das jüdische Volk sich seinem Gott gegenüber auf die heiligen Gesetze, die zehn Gebote und die darauf aufbauenden folgenden Lebensregeln verpflichtete, waren die Regeln rund um die Ehe eine Wende im Leben der Familie,
- vor allem im Leben der Frauen.
Sie bekamen - wahrscheinlich erstmals - eine anerkannte Stellung im Rahmen der Gesellschaft. Es war nur ein schmaler, aber dafür ein nahezu gesicherter Lebensrahmen.
Es gab nur ein kleines Schlupfloch aus dieser Situation, den Scheidebrief.

Bei aller „Herzenhärte“, Die vergangenen Generationen der Christenheit haben zu diesem Thema sehr viel Härte an den Tag gelegt, sie haben aus der Herzenswärme des Jesus immer nur die eigene Engstirnigkeit genährt. Jesus hatte an keiner Stelle die Scheidung „verboten“, aber er hatte sie zutiefst mißbilligt. Und die Christen berufen sich auf Jesus und:
Scheidung wurde als generelle Unmöglichkeit für einen getauften Menschen verkauft - ja, es wurde sogar daraus als ein Grundsatz auf die „Nicht-Getauften“ gewissermaßen als Bürgerrecht - Bürgerpflicht übertragen...

Damit war wieder einmal der sich bietende Lichtblick des Evangeliums für Jahrhunderte verdeckt.

Was Gott zusammen gebracht hat, soll der Mensch nicht trennen!“ - das ist ein Angebot für alle Menschen, die unserem Gott vertrauen, es wird als Sicherheitsschloß angeboten.
Und es gilt nicht nur den Verlobten und Verheirateten.
Hier wird nichts weiter als die Krönung, die Spitze des Angebotes erkennbar.

Aber so sind wir Menschen nun mal und da hat sich nichts seit den Zeiten des Mose' geändert: Wir fischen uns die Rosinen aus dem Kuchen und der „Rest“ wird als Verpackungsmüll dem Altpapier-Gebirge zugewiesen.

Was Gott zusammen gebracht hat, soll der Mensch nicht trennen!
Die deutsche Sprache neigt leicht dazu, an den eher ungünstigsten Stellen absolute Aussagen zu treffen.
„Die Sonne ist gelb!“ und der Blinde wird dich fragen, „ist Gelb etwas warmes, oder heißes?“ - Warum sagen wir nicht: „In meinen Augen leuchtet die Sonne gelb!“ Ich biete dem anderen nun an, zusammen mit mir die Sonne zu beschreiben...
Was Gott zusammen gebracht hat, wird dem Menschen schaden, wenn er es trennt - darum sollte der Mensch es nicht trennen!

Jugendliche werden vielleicht noch eher ungläubig staunen müssen, wenn sie davon hören: Im Leben eines Menschen scheint es zunehmend mit dem Alter zufällige Begegnung zu geben, die sich dann als schicksalhaft im Guten oder vielleicht auch im weniger Guten erweisen.

Ich rede schon lange nicht mehr von „zufällig“, ich sage dazu:
Es sind Fügungen. Und ich konnte ihnen nicht aus dem Wege gehen.

  • ` Als 9jähriger lernte ich Springe einen Jugendwart kennen, wie oft wir uns danach im Leben in den unmöglichsten Situationen bis heute schon wieder und wieder begegnet sind, das sind Fügungen, bis dahin, daß ich nun in Eldagsen fast wieder am Ausgangspunkt, unserer ersten Begegnung angelangt bin.
  • Oder ein anderes Beispiel: Im Rahmen meiner Arbeit gibt es einen roten Faden, der sich mit einem Kollegen seit über 20 Jahren durch mein Leben zieht, Wohnort und Arbeitsplatz spielen da eine Rolle, sollten wir beide nach einem Programm suchen - wie das zu erklären ist, daß wir scheinbar immer hintereinander herlaufen?
  • Oder wenn meine Frau und ich auf unser Kennenlernen zurückblicken, dann läßt sich eigentlich auch nur sagen, uns blieb gar keine andere Wahl als uns kennenzulernen.

Was Gott zusammen gebracht hat, soll der Mensch nicht trennen!“ Jetzt wage ich einen Sprung:

Übertragen ich das Werden der göttlichen Lebensregeln, übertragen ich das Geschehen um Jesus mit seinen Lieblingsfeinden auf unsere Zeit, in das Jetzt der ausgehenden 90er Jahre:
Sogenannte Wirtschaftskrisen; technische und gesellschaftliche Umbrüche prägen in vielen Ländern der Erde das Leben und hinterlassen blutige Spuren an Leibern und Seelen.

Fragt der eine Pharisäer dann vielleicht heute:

  • Du, Jesus, darf ich von meinen Mitarbeitern verlangen, daß sie auf Ihren Lohn verzichten, den ich ihnen vertraglich zugestanden habe?“
    Fragt der andere Schriftgelehrte dann vielleicht:
  • Du, Jesus, meine Banken haben mir empfohlen, die Mitarbeiterzahl drastisch zu reduzieren, damit ich weitere Gewinne machen kann - Denk an die Spende jedes Jahr zu Weihnachten!, darf ich die Leute entlassen?“
  • Du, Jesus, darf ich, der Staat, den Armen nicht doch mehr und mehr die Hilfe vorenthalten, die sie zum Überleben benötigen, ich müßte dringend ein paar neue Kampfflugzeuge erwerben, die alten sind schlicht zu unmodern geworden.“

Die Ehe ist nur die Spitze des Eisberges und weil es unter der Oberfläche schon mächtig an die Substanz geht, wird auch die Krone aller Lebensgemeinschaften das Überleben immer schwerer.

Wir haben uns auf den Weg der Gottlosen begeben und denken nicht mehr in Gemeinschaften, die unser Gott zusammen geführt hat.

Was Gott zusammen gebracht hat, soll der Mensch nicht trennen!

Und nun?

Die Menschen in der griechischen Stadt Thessaloniki bekamen eines Tages einen lange erwarteten Brief von ihrem Freund Paulus. Er schreibt:

Bitte bewahrt Euch Euren Mut, ihr habt gelernt, ein Leben zu leben, wie es Gott gefällt. Gott hat Euch das Leben aus seiner Hand übergeben, darum lebt er in Euch und Ihr lebt für ihn.
Euer Leben kann darum auch weiterhin nur den einzigen Gedanken haben, es so zu führen, daß es ein Abbild der Lebensregeln unseres Gottes ist.
Folgt nicht blind irgendwelchen ungöttlichen Vorgaben. Tut keinem Menschen unrecht und insbesondere übervorteilt ihn nicht bei Euren Geschäften und Verträgen.

Denn wer sich gegen diese göttlichen Lebensregeln stellt, entfernt sich von Gott und wird sein Leben bedrohlich aufs Spiel setzen. Oder - wie ich es Euch schon früher einmal sagte: Wer Gottes Lebensregeln außer Kraft setzt, sie in den Wind schlägt, der lehnt sich nicht gegen Menschen auf, sondern gegen unseren Gott, der uns seinen guten heiligen Geist geschenkt hat.

Was Gott zusammen gebracht hat, soll der Mensch nicht trennen!

Ganz klein fängt es an, scheinbar unmerklich, - wir wollen nicht anerkennen, daß es auch gemeinsame Tiefen gibt, die eine Partnerschaft aushalten muß...

  • sei es im Betrieb,
  • in der Schule,
  • im Verein,
  • in der Nachbarschaft,
  • in der Familie,
  • in der Ehe
  • in der Ausländerstelle
  • usw...

Was Gott zusammen gebracht hat, soll der Mensch nicht trennen!“ - ich habe es auf eine breitere Ebene gestellt, denn für mich gehören sie alle auf eine ganz starke Art und Weise zusammen.

Gehe ich zurück zum Bild der Ehe und schließe damit dennoch alles vorher gesagte ein, dann gefällt mir das Bild der Juden sehr, die gerade im Blick auf die Ehe folgenden Gedanken geprägt haben:

Gott ist seit Erschaffung der Erde damit beschäftigt, die Menschen zusammenzubringen, und das ist „vor Gott so schwer, wie das Spalten des Schilfmeeres“, damit sein Volk heilen Fußes das andere rettende Ufer erreichen kann!

AMEN

christel prüßner, hannover

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