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An Stelle einer zweiten Lesung: „Eine kleine Geschichte – ohne Halleluja“ Ein junger Mann hatte es geschafft, alles was er brauchte, sein erstes Ziel war erreicht, - nach der Schule, nach dem Studium, nach Ausbildung und Seminaren, nach Praktika und Auslandsaufenthalten: seine eigene Firma Anlagen- und Vermögensberatung. Er hatte sich einen wundervollen Arbeitsraum eingerichtet, die Möbel nur vom Feinsten, der Schmuck an den Wänden wies ihn als Kenner und Verehrer der Moderne aus. Und zur Krönung des Ganzen hatte er sich eine wahrlich aufwendige Telekommunikationsanlage gekauft, alles war pünktlich geliefert und er hatte alles an seinen wohl überlegten Platz gestellt. Die Krönung dabei, das schnurlose Telefon war in einer Edelholzschale eingearbeitet. Er hörte den noch leicht ungewohnten Ton der Haussicherungsanlage und darauf die Stimme seiner Vorzimmerdame, nach wenigen Augenblicken klopft es leise an der Verbindungstür zu seinem Arbeitszimmer – die Mitarbeiterin meldet den ersten Kunden. Der junge Anlagenberater gibt seiner Mitarbeiterin den Auftrag, den Kunden nach einer viertel Stunden in das Zimmer zu geleiten – eine viertel Stunde soll er warten – aus Grundsatz. Um auf den Kunden noch stärkeren Eindruck zu machen, nimmt er den Hörer mit der Edelholzschale aus der eigens dafür vorgesehenen Ablage und der Eintretende erlebt wichtige Worte eines Gespräches, Worte aus dem Mund des jungen Mannes: „Mein lieber Herr Generaldirektor, genau! ... sie sehen das ganz richtig, jetzt noch warten kann zu viel größeren Einbußen... genau, js – richtig, in dieser Höhe dürfen Sie rechnen... ich würde Ihnen dazu auf jeden Fall... unter 200.000 auf keinen Fall... ich werde ihnen die Unterlage umgehend online übermitteln lassen... Gruß an die Gattin – Guten Tag!“ Er legt mit erkennbarer Zufriedenheit den Hörer auf die Ablage. Lächelt dem Gast in seinem Arbeitszimmer zu und freut sich innerlich über dessen erstaunten Anblick, der Mann ihm gegenüber scheint sehr befangen, - geradezu verwirrt. „Sie wünschen, mein Herr?! „Nja – ehm – ich bin ein Mitarbeiter der TelSatServ... ehm... und ich möchte ihre Telekommunikationsanlage an das Netz anschließen!“ <c.p.>
Predigt Gnade sei mit Euch und
Friede von Gott Ehre, wem Ehre gebührt! – Dass unsere Zeit und unsere Gesellschaft unter einem Werteverlust leidet, der geradezu Angst bereiten kann, das wird wohl von keinem mehr wirklich bestritten. – Und wie weit das Verstehen dieser Aussage reicht, lässt sich an einer winzig kleinen Episode deutlich machen. Es ist ein ganz normaler Montagmorgen - der von mir nach Springe meist genutzte Zug ist wie in jeder Woche gut gefüllt mit Fahrgästen, die als Ziel Bad Pyrmont haben, dort gibt es wichtige Schulungsstätten für das höhere Management. Und es sind zu einer gar nicht kleinen Zahl recht gesprächige Menschen, sie haben meist schon weite Anreisen hinter sich und nun kommt die letzte Etappe... und mitten in so einem Gespräch die Beobachtung eines Fahrgastes, dass das Gebäude des Ronnenberger Bahnhofs so entsetzlich verschandelt aussieht, - ich erzähle ihm, dass derjenige, der sich eine Weile mit wirklich enormen Einsatz um ein gepflegtes Erscheinungsbild bemüht hatte, aufgegeben habe, weil er jeden Morgen mit neuen schlimmen Überraschungen konfrontiert wurde... Aufregung über DIE Jugend von heute – ich sehe mich provozierend in dem überschaubaren Teil des Zuges um und melde als neues Argument an: Ich denke, es ist eher ein Werteverlust, den wir alle zu verantworten haben. - Aber mein Gegenüber hatte weder die Anspielung auf die hochgelegten Füße, die auf dem Boden zerfledderten Zeitungen... noch den Begriff „Werteverlust“ verstanden – und reagierte darum mit: „Ich finde es aber gut, dass heute so vieles endlich billiger wird!“ (wobei ich den Zusammenhang nicht verstanden habe!) MEIN VORTEIL, das ist das wichtigste. Und inzwischen sind wir auch schon so weit, dass wir uns die eigenen Zeugnisse, die eigenen Ehrenurkunden ausstellen. „Ich bin der Beste“, „ich bin die Größte“, „Ich kann ihnen am besten helfen!“ – „Ich habe den größten Überblick, die meiste Macht, das dickste Konto“ – „ich bin die Klügste!“ – „die Schönste“ Und wehe, es kommt mir jemand in die Quere mit genau dem selben Anspruch, das kratzt an meiner Ehre, an meinem Eigenwert. Dann bricht ein Mensch zusammen, nur weil die da neben mir vom Publikum als die Schönste gewählt wird – Und dann steigert sich der scheinbar Mächtige in eine Wut hinein, nur weil einem anderen mehr Macht an die Hand gegeben wird... Dann werde ich Menschen zusammengeschlagen, weil ich meine Kräfte unter Beweis stellen will und dieses sogar in aller Öffentlichkeit vorführe. – Und wenn alles das nicht hilft, dann schlage ich mit Beleidigungen um mich, sogar öffentlich. Und
wehe, mir will jemand meinen Stellenwert unter den Wohlhabenden
streitig machen – noch grusliger, der Staat will mir das sauer
erarbeitete Millionenvermögen wegnehmen, dann geraten die Argumente
geradezu ins erbärmliche. - RUFMORD! Ich kann hier gar nicht so viele Unmöglichkeiten aufzählen, wie wir Menschen uns einfallen lassen, um zu „Ruhm und Ehre“ zu gelangen. Ich
habe bis jetzt noch nicht verstanden, warum per Karikatur eine
Religion und damit die Gläubigen dieser Religion verhöhnt werden - werde können.
Nicht erst jetzt, nicht erst im Blick auf die Moslems. Schaue ich mir
das Verhältnis der Christen u. Juden zueinander an, dann entdecke
ich soviel Unsägliches allein in den letzten 400 Jahren und ich
nehme immer wieder wahr: Indem ich den anderen verunglimpfe,
überzogen schlecht aussehen lasse, stelle ich mich in das
Rampenlicht des Ruhmreichen. Ich brauche ein Gegenstück zu mir, um
mich GUT und BESSER dazustellen... Das ist nicht erst ein Wesenszug unserer Epoche, nicht erst seit 400 Jahren, sondern es ist eine alte zutiefst menschliche Macke – könnte ich sagen... wir erwarten dass ich im Lichte des Ruhmes gesehen werde, und wir wollen einfach nicht erkennen, dass alle neben, vor und hinter mir, genau dieselbe Erwartung haben und das kann ja nicht gut gehen, das muss zu Konflikten führen.
In seinen Nachrichten von Gott an die Menschen bringt es der alte Prophet Jeremia auf den Punkt:
So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der HERR. Freu Dich, wenn Du in Dir viel Weisheit entdeckst – Freu Dich, wenn Du an und in Dir erstaunliche Kräfte entdeckst – Freu Dich, wenn Du es durch ehrliches Tun und Wirken dazu bringst, zu den finanziell Wohlhabenden in Deiner Umgebung zu zählen. – Aber erbitte und erwarte für alles das keinen Ruhm. Denn der steht dir genau hingesehen gar nicht zu. Wenn Du ehrlich zu Dir bist, dann wirst Du sagen müssen: Dieser Ruhm steht allein meinem Gott zu, der mir diese Fähigkeit geschenkt hat und jene Möglichkeit eröffnete. Und wenn ich dieses erkenne und auch anerkenne, dann begreife ich auch, wie weh es dem anderen tut, wenn ich seine Gottheit, seine Glaubensebene beleidige, verunglimpfe, Bildhaft zerstöre.
Und schon bin ich wieder bei dem Werteverlust. Das ist wirklich unser Problem. Die Geschäftswelt in unserem Land interessiert sich nicht mehr für den Sonntag und merkt gar nicht, wie sie damit gar nicht wenige Menschen verletzt – Die Sportvereine in unserem Land haben es in den letzten 40 Jahren so locker geschafft, den Sonntagsfrieden zu stören, dass es schon gar nicht mehr auffällt, welch einen geringen Wert dieser Tag inzwischen erreicht hat. Um des eigenen Ruhmes willen verkauft ein TV-Sender nach dem anderen die Unzulänglichkeit einzelner Menschen und die Tageszeitung mit den dicken schwarzen und roten Buchstaben rühmt sich selber ein BILDungsorgan zu sein, in dem Halbwahrheiten, Dummheiten und Bloßstellungen als wichtige Neuigkeiten verkauft werden... Um dann beim nächsten Unglück lautschreiend zu fragen, „Wie kann Gott das zulassen!“ oder beim nächsten goldenen Tor den Schützen des Tages als „Du bist unser Gott“ zu jubeln...
Und Jeremias Worte von der Erkenntnis mit Gott gehen noch einen ganz wichtigen Schritt weiter: Gott ist allein der, dem Dein Ruhm zusteht, und wenn Du von deinen Fähigkeiten, von den Kräften und von Deinem Wohlstand abgibst, wird dieser Ruhm sichtbar, nachvollziehbar – wenn du dafür Sorge trägst, dass der nicht ganz so Weise von Deiner Weisheit etwas partizipieren kann, - Wenn du nach Wegen suchst, wie der Schwäche sich auf deine Stärke verlassen kann – Wenn Du darum bemühst bist, dass dein Reichtum nicht die Armut des anderen neben dir bedeutet, dann zeigst du, wie sehr Du um diese Geschenke Deines Gottes weißt, sie wertschätzt, und damit Deinem Gott spürbaren Ruhm zukommen lässt.
Mal
so unter uns: Davon sind wir noch Erkenntnis-Lichtjahre weit entfernt
– vielleicht heute noch mehr als zu Jeremias Zeiten.
Ein
Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich
nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums.
AMEN christel prüßner, hannover |
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