"Telefonnummer Gottes!" Es ist schon lange her - sehr lange. 1963, ich war Konfirmand in einem
kleinen Städtchen an der Grenze zu Dänemark. Mein Konfirmator, ein
scheinbar waschechter Berliner, Heinz Bruchwitz, knapp an die 60 Jahre alt - also so alt wie ich
jetzt. Er musste sich jede Woche mit einer viel zu großen
Konfirmandengruppe rumschlagen. Auswendig lernen, aufsagen, für Ruhe
sorgen und neue Aufgaben bis zur nächsten Woche aufgeben - das alles in
mühsam dahin schmelzenden 45 Minuten - was werden meine Konfirmanden
später sagen? - und mittendrin immer wieder mal so ein Berliner Witz
oder einfach nur ein Spruch... "ach, übrigens, ihr kennt sie schon, die
Telefonnummer Gottes?" - Nun, ich bitte die verehrte Leserschaft, sich
zu erinnern: 1964 war das Stichwort "Telefon" noch mit der Wertschätzung
"vornehm" und "selten" versehen. Wir hatten als Küstersfamilie ein
Telefon und ich musste oft zu Nachbarn in der Straße, weil sie "schnell
mal kommen sollten, Tante Lucie aus Karlsruhe ruft in 5 Minuten wieder
an"... aber Telefonnummer Gottes? Nein! - Doch, 5015, ganz einfach zu
merken. Schaut nur mal in die Bibel, da steht es - Psalm 50, Vers 15
"rufe mich an in der Not, so will ich dir Hilfe zukommen lassen, und du
sollst mich preisen." - Fand ich gut, wollte ich als Konfirmationsspruch
haben... auf der Urkunde aber stand ein ganz anderer - schmoll* - Umzug
nach Wolfsburg... die Enttäuschung vergessen... aber der Spruch blieb
haften... dann im Zusammenhang mit der Heirat, Konfirmationbescheinigung
geordert (damit hatte ich dann auch endlich mal meinen Tauftermin in
Hameln) und was lese ich: im Kirchenbuch von Leck steht mein Wunsch notiert...
Psalm 50,15. Alles in bester Ordnung? - Ihr habt noch nicht die Steigerung
bedacht, die denkbar ist... * = ich bin einer vollkommen falschen Erinnerung aufgesessen: Im November 2010 kam ich zu meiner Freude in den Besitz der Orginal-Konfirmations-Urkunde und da steht... ja, genau dieser Wunschtext! - aber warum die falsche Erinnerung? |
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Sammlung "Geh Schichten" - (C) Christel Pruessner, Hannover 2010 |