veröffentlicht 2005 - (R2)

...Signale sollten Sie ernstnehmen!

Vor wenigen Tagen kam ich mit einem "Triebfahrzeugführer" ins Gespräch - Früher nannten sich diese Menschen "Lokführer". Wir kamen auf das scheinbar Traumhafte an diesem Beruf zu sprechen. Und dann war da das Stichwort von den Signalen. "Ich musste lernen, Signale mit ganz anderen Augen zu sehen!! - bei der Bahn ist das ja wohl auch lebensnotwendig, war meine Erwiderung. Aber das war gar nicht gemeint. "Nein, in meinem Leben entdeckte ich so viele Signale, die ich einfach übersehen hatte, nicht wahrnehmen wollte!" Und dann überschlugen sich die Ereignisse - für einen Lokführer sagte er das schon ziemlich gelassen, denn ein Signal zu übersehen, ist schon sehr gefährlich und wenn es gleich eine ganze Reihe sind, dann ist doch schnell die Sprache von Katastrophen oder Chaos. Genau so kam es auch! Er konnte nicht mehr, nichts ging mehr. Und was geschah, dass der heute so gelassen zurück blicken kann? - Er musste erst einmal durchatmen. "Ich weiß jetzt nicht, ob Sie mich verstehen können, aber bekam eines Tages ein echtes "HP Null" und fand mich in der Klinik wieder?!" - was für eine seltsame Krankheit! "HP Null, Stop, keine Durchfahrt - das Herz verweigerte seine Mitarbeit! Und dann als ich von der Intensiv- auf eine normale Station verlegt wurde, da ging mir eine Redensart durch den Sinn: Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst! - wie mich selber? wie liebte ich mich denn? In der Vergangenheit wohl eher gar nicht, ich nahm weder meinen Körper ernst noch meine Seele. Und dann entdeckte ich die vielen missachteten Signale!"

Wenn dieser Lokführer jetzt nach dem gesundheitlichen Chaos seinem Beruf nachgeht, denn sieht er die Signale an seinem Weg ganz anders. Er funktioniert nicht nur einfach, sondern er nimmt bewusst wahr, er übersetzt die Zeichen an seinen Strecken mit Aspekten aus dem Leben, mit der Familie, mit den Freunden, mit seinen Kollegen. - Traumberuf? Nein! ein Beruf der Freude und Erfüllung bringen kann und der am Wege Signale bereit hält und wenn es nur der freundliche Gruß eines Fahrgastes ist, der täglich diese Tour fährt. Sie begegnen sich je nach Schichtplan; für den Lokführer sind diese Menschen an seinem Weg auch schon zu Signalen geworden: "Ich versuche in ihren Augen lesen, ihre Gesten wahrzunehmen!" - Signale sollten wir erkennen und ernst nehmen!

     

    Christel Prüßner, Religionspädagoge und Diakon