Was ich damit schon immer sagen wollte!
Redensarten
Christel
Prüßner
Hannover, 1999
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Was ich damit schon immer sagen wollte! *
Mensch
und Natur im Widerstreit *
Oder:
Ick bin jerührt wie Appelmus!
Die "Eintracht" bestellt ihr Haus *
Literaturnachweis:
Krüger-Lorenzen "Deutsche
Redensarten – und was dahinter steckt"
VMA-Verlag Wiesbaden, 1960
A.J. Storfer "Wörter und ihre
Schicksale"
Verlag "fourier", Wiesbaden 1981
Hansel Weigel "Die Leiden der jungen
Wörter – ein Antiwörterbuch"
dtv-Taschenbuch 1976
Leo Sillner "Gewußt woher, Handbuch der Herkunft deutschsprachiger Wörter und Redensarten."
Deutscher Bücherbund Stuttgart, 1973
Mackensen, "10.000 Zitate, Redensarten,
Sprichwörter"
Verlag Werner Dausien, Hanau, 1981
Kriminalmuseum Rothenburg o.T. "Rechtssprichwörter
und sprichwörtliche Redensarten mit rechtlichem Inhalt"
Rothenburg, 1992
Diese Broschüre entstand im Zusammenhang mit einem Referat in der Gruppe "Männerwerk" Eldagsen am 5.2.1999 – Eine Vervielfältigung des Textes ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autoren gestattet.
© Chr.-Fritz Prüßner – postfach 3024 – d-31821 springe
Und weil wir grad bei der Ehe sind...
Mensch
und Natur im Widerstreit
Oder: Ick bin jerührt wie Appelmus!
Dunkel war’s der Mond schien helle
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzeschnelle
langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend im Gespräch vertieft,
als ein totgeschossner Hase
auf der Sandbank Schlittschjuh lief.
Und ein blondgelockter Knabe
mit kohlrabenschwarzem Haar
saß auf einer grünen Banke,
die rot angestrichen war.
Neben ihm ´ne olle Schrulle
so von 16, 17 Jahr
in der Hand ´ne Butterstulle,
die mit Schmalz bestrichen war.
Draußen war es, in der Stuben,
singend sprach die Maid zum Buben:
Holder Engel, süßer Bengel,
vielgeliebtes Trampeltier,
Augen haste wie Sardellen,
alle Ochsen gleichen dir!
Hier die Antwort, könnt ihr’s wähnen,
die er gab mit trocknen Tränen:
Ich bin jerührt wie Appelmus
und flüssig wie Pomade,
mein Herz schlägt wie ein Pferdefuß
in deiner linken Wade!
(Berliner Straßen-Poesie)
In dem nachfolgenden Bericht aus dem Innenleben eines Vereins sind 32 Wortbilder und Redewendungen versteckt, die bereits in der Bibel zu finden sind
In der Vorstandssitzung des Fußballvereins "Eintracht" gehen die Wogen hoch. Wegen des schlechten Tabellenplatzes der Mannschaft will die Mehr der Vereinsleitung den Trainer in die Wüste schicken. Daß er zum Sündenbock gestempelt wird, überrascht den Mann jedoch so, daß er zunächst einmal zur Salzsäule erstarrt. Dann stellt er sich der Kritik. Er könne nicht zu allem, was ihm vorgeworfen werde, Ja und Amen sagen. Eine ganze Anzahl der Vertragsspieler sei mehr auf Nebenverdienste konzentriert als Training und Leistung im Spiel. Bei diesem Tanz um Goldenen Kalb stünden ihm als Mannschaftsbetreuer die Haare zu Berge.
Der Vorstand macht dem Trainer darauf den Vorwurf, er wolle seine Hände in Unschuld waschen. Wenn der Coach sich auf Herz und Niere prüfe, dann müsse er in Sack und Asche gehe. Der Trainer sollte sich doch viel stärker um die einzelnen Spieler kümmern, ja, sie wie seinen Augapfel hüten.
Der Attackierte lenkte nun ein, weil er merkt, daß Unnachgiebigkeit gegenüber dem Vorstand ein zweischneidiges Schwert ist. Er versichert unverzüglich einen neuen Versuch unternehmen zu wollen, um der Elf wieder inneren Auftrieb zu geben. Er will als Trainer nicht der Stein des Anstoßes sein. Auf Treu und Glauben gibt nun auch der Vorstand nach.
Am nächsten Tag gibt es ein Gespräch zwischen Spielern und Trainer. "Ich möchte nicht wie bisher tauben Ohren predigen", sagt er zu ihnen. "Mit Brief und Siegel gebe ich es euch, daß es so weiter bergab gehen wird. Wenn vor allem die Sturmspitzen und der rechte Flügel nicht Himmel und Erde in Bewegung setzen, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als die Spreu vom Weizen zu trennen. Den ständigen Meckerern muß ich ganz klar sagen: `Wer Wind sät, wir Sturm ernten.´ "
Vor allem die angesprochenen jüngeren Spieler nahmen sich den Denkzettel zu Herzen, während einige der bewährten Stammspieler sich ins Fäustchen lachten. Es passierte ihnen nie, daß sie ihr Licht unter den Scheffel setzten. Und was den Vorstand des Vereins betraf, zogen es die altgedienten Spieler vor, zu ihrem Trainer zu halten, getreu der Devise: "Niemand kann zwei Herren dienen."
Im nächsten Punktspiel zeigte sich, daß die Mannschaft die Zeichen der Zeit erkannt hatte. Keinem Spieler konnte man den Vorwurf machen, er habe in beiden Halbzeiten sein Pfund vergraben. Auch die Zuschauer trugen ihr Scherflein bei, so daß der doppelte Punktgewinn allen in bester Erinnerung blieb. Der Trainer diente seiner abgekämpften Elf wie ein barmherziger Samariter. Nach dem Spiel, in der Kabine, waren sie wieder ein Herz und eine Seele.
Es war den Spieler also gut bekommen, daß der Trainer mit Menschen- und mit Engelszungen geredet hatte. Dem Vorstand fiel es wie Schuppen von den Augen, er erkannte die Wurzel alles Übels: Man muß in Auseinandersetzungen seine Zunge im Zaum halten und darf auf niemand den ersten Stein werfen.
© Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, 1982
DIE LÖSUNG
Die "Eintracht" bestellt
ihr Haus
Eine Bericht unserer
Korrespondenten Harry Hirsch
In der Vorstandssitzung des Fußballvereins "Eintracht" gehen die Wogen hoch. Wegen des schlechten Tabellenplatzes der Mannschaft will die Mehr der Vereinsleitung den Trainer in die Wüste schicken. Daß er zum Sündenbock gestempelt wird, überrascht den Mann jedoch so, daß er zunächst einmal zur Salzsäule erstarrt. Dann stellt er sich der Kritik. Er könne nicht zu allem, was ihm vorgeworfen werde, Ja und Amen sagen. Eine ganze Anzahl der Vertragsspieler sei mehr auf Nebenverdienste konzentriert als Training und Leistung im Spiel. Bei diesem Tanz um Goldenen Kalb stünden ihm als Mannschaftsbetreuer die Haare zu Berge.
Der Vorstand macht dem Trainer darauf den Vorwurf, er wolle seine Hände in Unschuld waschen. Wenn der Coach sich auf Herz und Nieren prüfe, dann müsse er in Sack und Asche gehe. Der Trainer sollte sich doch viel stärker um die einzelnen Spieler kümmern, ja, sie wie seinen Augapfel hüten.
Der Attackierte lenkte nun ein, weil er merkt, daß Unnachgiebigkeit gegenüber dem Vorstand ein zweischneidiges Schwert ist. Er versichert unverzüglich einen neuen Versuch unternehmen zu wollen, um der Elf wieder inneren Auftrieb zu geben. Er will als Trainer nicht der Stein des Anstoßes sein. Auf Treu und Glauben gibt nun auch der Vorstand nach.
Am nächsten Tag gibt es ein Gespräch zwischen Spielern und Trainer. "Ich möchte nicht wie bisher tauben Ohren predigen", sagt er zu ihnen. "Mit Brief und Siegel gebe ich es euch, daß es so weiter bergab gehen wird. Wenn vor allem die Sturmspitzen und der rechte Flügel nicht Himmel und Erde in Bewegung setzen, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als die Spreu vom Weizen zu trennen. Den ständigen Meckerern muß ich ganz klar sagen: `Wer Wind sät, wir Sturm ernten.´"
Vor allem die angesprochenen jüngeren Spieler nahmen sich den Denkzettel zu Herzen, während einige der bewährten Stammspieler sich ins Fäustchen lachten. Es passierte ihnen nie, daß sie ihr Licht unter den Scheffel setzten. Und was den Vorstand des Vereins betraf, zogen es die altgedienten Spieler vor, zu ihrem Trainer zu halten, getreu der Devise: "Niemand kann zwei Herren dienen."
Im nächsten Punktspiel
zeigte sich, daß die Mannschaft die Zeichen der Zeit erkannt
hatte. Keinem Spieler konnte man den Vorwurf machen, er habe in beiden
Halbzeiten sein Pfund vergraben. Auch die Zuschauer trugen ihr
Scherflein bei, so daß der doppelte Punktgewinn allen in bester
Erinnerung blieb. Der Trainer diente seiner abgekämpften Elf wie ein
barmherziger Samariter. Nach dem Spiel, in der Kabine, waren sie wieder
ein Herz und eine Seele.
Es war den Spieler also gut bekommen, daß der Trainer mit Menschen- und mit Engelszungen geredet hatte. Dem Vorstand fiel es wie Schuppen von den Augen, er erkannte die Wurzel alles Übels: Man muß in Auseinandersetzungen seine Zunge im Zaum halten und darf auf niemand den ersten Stein werfen.