Die Heilige Ursula
      eine Legende - eine?
      und überhaupt: was für eine!

    (zusammengetragen von Christel Prüßner)

      aus "Der Große Namenstagskalender", Jakob Torsy; Verlag Herder 1985
       

      "21. Oktober - Ursula war eine christliche Jungfrau, die in Köln wahrscheinlich im 3.Jhd den Martertod erlitten hat. Die jüngsten Ausgrabungen in der Ursulakirche in Köln haben gezeigt, dass noch in römischer Zeit über drei(?) Gräbern eine Kirche errichtet worden ist . Die Lage der Kirche über einem römischen Gräberfeld brachte es mit sich, daß bei Bauarbeiten in der Umgebung zahlreiche Gebeine gefunden wurden, die zur Entwicklung der Legende von den elftausend Jungfrauen beitrugen. . Ursula wurde nun eine englische Königstochter, die mit einer großen Schar von Gefährten und Gefährtinnen auf einer Pilgerfahrt nach Rom in Köln durch die Hunnen das Martyrium erlitt. - Von ihren Gefährtinnen werden ebenfalls verehrt Priska, Eugenia, Grata, Cäcilia und Verena. - Der Kult der heiligen Jungfrauen verbreitet sich im 12.Jhd im ganzen Abendland, von Skandinavien bis zum Mittelmeer, von England bis Rußland. "
      Ende der Abschrift


    Abschrift aus "Katholisches Andachtsbuch auf alles Tage des Jahres nach der Reihenfolge des bürgerlichen Kalen-ders hauptsächlich bearbeitet nach den 'Lebensbildern der Heiligen' von P. Theodor Stabell..."
    Josef Baierlein - Wiener Verlagshandlung 1903

    Die Heilige Ursula und Gefährtinnen, Jungfrauen und Märtyrinnen:
    Ursula, die Tochter eines britischen Königs, wurde von einem heidnischen Fürstensohne zur Ehe begehrt, aber ihr dem himmlischen Bräutigam [Anm.: Jesus Christus] geweihtes Herz war irdischer Liebe verschlossen. Da jedoch der Vater den mächtigen Bewerber fürchtete, so willigte sie ein unter folgenden Bedingungen:
    - Der Prinz müßte dem Götterglauben entsagen
    - Und eine Frist von drei Jahren gewähren
    - Dazu sollten ihr zehn der edelsten Töchter des Landes als Gespielinnen beigesellt
    - Und jeder von ihnen wieder tausend Dienerinnen beigegeben werden.
    Dazu eine Flotte von dreirudrigen Schiffen.
    "Dann werden geschehen, was dem Herrn gefällt. Die Forderung wurde mit Freuden genehmigt; freigeborene Jungfrauen wurden allenthalben gesammelt; unter ihnen leuchtete besonders eine Herzogstochter Pinnosa durch Anmuth und Tugend hervor, Schiffe wurde gebaut und in den trefflichsten Stand gesetzt. Als alles vollendet war, nahmen die Jungfrauen auf den Schiffen lange Übungen vor.
    Die Drei Jahre gingen zu Ende, der zur Vermählung bestimmte Termin rückte heran; da wurde eines Mor-gens die Flotte der Jungfrauen plötzlich von einem Sturm erfaßt und an die gallische Küste [Anm.: Frankreich] verschlagen. Am folgenden Tag lenkten die Jung-frauen in die Mündung des Rheins ein und gelangten nach Köln; dort fanden sie gastliche Aufnahme, und Ursula erhielt im Traum-Gesichte von einem Engel die Weisung und Verkündigung: "Du wirst mit der jungfräulichen Schar nach Rom ziehen und wieder in Frieden hierher kommen; hier wird Euch ewige Ruhe beschieden; ihr werdet im Märtyrertode die unvergängliche Krone empfangen." Sie fuhren nun weiter hinauf gegen Basel, pilgerten dann über die Alpen nach Rom, taten ihrer Andacht Genüge, wanderten wieder nach Basel, bestiegen ihren Schiffe, schwammen den Rhein hinab und landeten arglos bei Köln.
    Es war aber die Stadt damals von den Hunnen belagert.. Die Barbaren stürzten sich auf die Jungfrauen, um ihnen Güter und Ehre zu rauben, diese aber erhoben die Hände zum Himmel, bereit, eher dem Tod in die Arme zu sinken, als die Unschuld entweihen zu lassen. Durch den Widerstand ergrimmt, griffen die Unholde zu den Waffen und richteten ein entsetzliches Blutbad an. Mitten unter den Schwestern, die teils von Pfeilen durchbohrt, teils vom Schwerte getroffen, mit dem Namen Jesu auf den Lippen ihr Leben verhauchten, stand Ursula, die königliche Jungfrau. Der Hunnenfürst sprengte heran, mit dem Bogen in der Hand; doch Ursulas in übernatürlichem Glanze strahlende Schönheit entwaffnete ihn. Er sprach: "Sei getrost und freue dich, denn ich, der Besieger ganz Europas, der Schrecken des römischen Reiches, will dich zum Weibe nehmen!"
    Als Ursula aber seinen Antrag mit Abscheu zurückwies, sandte er den tötenden Pfeil in ihre Brust. Auf der blutgefärbten Erde lagen die Leichen der edlen Töchter Britanniens, schöner und lieblicher noch im Tode als im Leben, weil verklärt in dem Widerschein der himmli-schen Krone!
    Über die Barbaren aber kam der Schrecken des Herrn; sie sahen himmlische Heerscharen an Zahl den er-schlagenen Jungfrauen gleich und flohen davon.
    Die befreiten Bürger Köln begruben die Märtyrinnen an der Todesstätte und bauten eine Kirche darüber!

      Ende der Abschrift