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zur Serie: Frauen in der Bibel

 

EVA

"Symbol vollständiger
Verantwortung
auf Gegenseitigkeit"

Referat:
Christel Prüßner
Hannover
2. April 2003

Assoziationen der Zuhörer:

  • Wie sieht Eva aus
  • Wie lebt Eva
  • Woran erkenne ich untrüglich Eva?
  •  

 

 

EVA - [hebräisch] (die) Männin, im Sinne von (die) Menschin - auch: "Ursprung des Lebenden" oder "Mutter aller Lebendigen"

Dazu gehörend: ADAM - [hebräisch] (der) von roter Erde geschaffene

 

Bibelbefund:

1.Mose 3,20
Und Adam nannte seine Frau Eva; denn sie wurde die Mutter aller, die da leben.

1.Mose 4,1
Und Adam erkannte seine Frau Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain und sprach: Ich habe einen Mann gewonnen mit Hilfe des HERRN.

Tob 8,8
Du hast Adam aus Erde vom Acker gemacht und hast ihm Eva zur Gehilfin gegeben.

2.Kor 11,3

Ich fürchte aber, dass wie die Schlange Eva verführte mit ihrer List, so auch eure Gedanken abgewendet werden von der Einfalt und Lauterkeit gegenüber Christus.

1.Tim 2,13
Denn Adam wurde zuerst gemacht, danach Eva

 

Wenn die Bibel an mehreren Stellen von dem Anfang des Lebens auf dieser Erde spricht, so kennt sie nur einen Ursprungshinweis auf "Eva u. Adam". - Im sogenannten zweiten Schöpfungsbericht werden die Menschen differenziert und mit einer Bezeichnung behaftet. Und wenn wir später in der Bibel auf ADAM und EVA treffen, dann ist es immer nur dieser schon recht frühe populäre Bericht aus Genesis 2-3.

Dieser bis heute scheinbar bekannteste Schöpfungsmythos stamm aus dem Bereich des heutigen Irak und lebt von dort vorgefundenen Bildern und Erkenntnissen. Dabei werden Gemeinsamkeiten zu vorausgehenden Schöpfungsmythen wie dem Gilgamensh-Epos erkennbar. Der große Unterschied hierzu ist: EIN Gott handelt und wirkt, schafft und gibt Anweisung, übergibt Verantwortungen. -die darauf folgenden Berichten von "Kain & Abel", vom "Turmbau zu Babel", von der "großen Flut" sind in eine zusammengehörende Reihe zu stellen und dürfen zum jeweils korrekten Verstehen nicht auseinander genommen werden.

Der Versuch in der Bibel Personen mit dem Namen EVA oder ADAM zu entdecken, geht ins Leere. Denn zunächst waren ADAM & EVA gar keine Namen. Es wäre in sich paradox gewesen, sich mit einer Gattungsbezeichnung anzureden. - Was heute wieder - im eher schnoddrigen und oberflächlichen Umgang - wieder geschieht, wenn es heißt "Mensch, Anneliese, was hast Du da wieder gemacht!?"

Oder richtiger: "Menschin, Anneliese,...."

 

Damit sitzen wir in der uralten Falle der Bibelleser und Hörer

Ein Zitat mit Hindernissen

"Eva gilt als die Stamm-, Urmutter des Menschengeschlechtes. Sie soll aus einer Rippe ihres Mannes Adam von Gott geschaffen worden sein. Sie gilt auch als Auslöserin des Sündenfalls (der die Vertreibung aus dem Paradies zu Folge hatte) durch das Pflücken und Verzehren eines Apfels vom verbotenen Baum der Erkenntnis. - Sie hatte 3 Söhne: 1. Kain, 2. Abel, 3. Set."

Vor allem wir angeblich aufgeklärten Menschen tragen mit uns eine seltsame Macke:
Wir erzählen uns Sagen und Märchen, Fabeln und Pha
ntasien - wir können [meistens] zwischen Traum und Wirklichkeit trennen und dann bekommen wir die Bibel in die Finger und alles geht den Bach hinunter, wir vergessen unser Wissen und unsere Erfahrung und wir müssen wie aus einem Zwang heraus alles was wir lesen für genauso buchstabengetreu uns vorstellen, wie es dort geschrieben ist und wir sind nicht bereit, nach dem Sinn zu fragen.

Als etwa 1500 - 2000 Jahre vor der Geburt Jesu dieser Bericht erstmals in einer konkreten Form vorlag, zunächst in mündlicher Fassung, wussten die Menschen längst um die Wirklichkeit ihres alltäglichen Lebens, sie waren in der Lage große Leistungen zu vollbringen, die uns noch heute staunen lassen. Es gab erste Stadtstaaten mit klar geregelten und verteilten Aufgaben, die Rolle jedes Einzelnen in der Gesellschaft war klar umrissen. - Und immer wieder gab es die Frage des Kindes an seine Eltern oder die Frage der Großeltern an ihre erwachsenen Kinder, warum, wieso, weshalb. Man teilte das Jahr längst in 364 Tage ein, der Tag hatte seinen klar eingeteilten Ablauf, die Wissenschaften konnten erste wichtige Fragestellungen der Umwelt erklären und auf Handlungsmuster verweisen. Doch immer gelangte man an eine Grenze.

Und wenn es die simple Frage war: warum bist Du anders als ich, warum denkst Du nicht so wie ich, warum tust Du nicht das selbe, wie ich - und warum kommen wir beide trotzdem immer wieder auf ein gemeinsames Ziel? - Ja, es wurde schon in dieser scheinbar grauen Vorzeit wahrgenommen, dass selbst ich mit mir nicht immer übereinstimme, wenn mir vorgehalten wurde, dass ich doch gestern noch genau das Gegenteil für GUT und RICHTIG erachtet hätte und heute antworte ich dann: "was interessiert mich mein Geschwätz von Gestern!"

Diese Bewegung zwischen uns und in mir und in Dir, die machte damals genauso ratlos, wie heute.

Also wurden Bilder gemalt, mit Worten - Bilder, die ohne Umwege leicht zu verstehen sind, wenn ich nicht mit Scheuklappen auf sie zugehe und sie auf mich wirken lassen.

 

Die Bibel berichtet davon:
7 Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. 8 Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. 9 Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.

10 Und es ging aus von Eden ein Strom, den Garten zu bewässern, und teilte sich von da in vier Hauptarme. 11 Der erste heißt Pischon, der fließt um das ganze Land Hawila und dort findet man Gold; 12 und das Gold des Landes ist kostbar. Auch findet man da Bedolachharz und den Edelstein Schoham. 13 Der zweite Strom heißt Gihon, der fließt um das ganze Land Kusch. 14 Der dritte Strom heißt Tigris, der fließt östlich von Assyrien. Der vierte Strom ist der Euphrat.

15 Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. 16 Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, 17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben. 18 Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei. Wörtlich: ich will ihm eine Hilfe schaffen als sein Gegenüber (d.h. die zu ihm passt). 19 Und Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen. 20 Und der Mensch gab einem jeden Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen ward keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre. 21 Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. 22 Und Gott der HERR baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. 23 Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. Luther versucht mit »Männin« und »Mann« ein hebräisches Wortspiel wiederzugeben. 24 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch. 25 Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.

 

 

Das heute benutzte(!) Deutsch ist eine sehr klare und dennoch wenig akzentuierte Sprache. Sie lässt im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen nicht sofort Wortbilder wahrnehmen, die in einem einzigen Wort sichtbar werden könnten, sondern unsere Sätze erfordern gut überlegte Worte - meist viele Worte, um ein kleines Gedankenbild sichtbar werden zu lassen. Und das war Martin Luther bei seiner Übersetzung genauso bewusst, wie den Übersetzer-Teams von heute. Aber was machen wir, wenn in unserer Sprache gewisse Worte einfach fehlen, nicht "Denkbar" sind: Was machen wir, wenn wir in unserer Sprache beinahe gezwungen sind, nebensächliche und eher hinderliche Worte wie DER, DIE, DAS einsetzen zu müssen, damit die Sätze einen gewohnten Fluss aufweisen.

Denn genau genommen müssten wir dann in unserer Bibel lesen:

24 Darum wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Gegenüber anhangen, und sie werden sein ein Fleisch.
25 Und sie waren beide nackt, Mensch und sein Gegenüber, und beide schämten sich nicht.

Was jetzt passiert oder passiert ist, wird deutlich, wenn ich mich von dem Zwang der scheinbaren Klarheit befreie.

Ich werde erkennen müssen, dass ADAM nicht Mann und EVA nicht Frau ist, sondern dass in EVA und ADAM die Menschen als Gegenüber von Gott anzusehen sind:
Du als Individuum und wir als Gemeinschaft.

Es ist so leicht in einem Patriachart (von Männern beherrschten Welt), die eigenen Schwächen pauschal auf die nicht herrschenden abzuwälzen. Das was wir so gerne als das angebliche "typisch Frau" im Anfang der Bibel lesen, ist nicht auf Frau gemünzt, sondern auf das Sein als Mensch überhaupt.

 

Einspruch?

Sie werden einwerfen können: Und wie ist es mit dem "Kinderkriegen"

Gen. 3, 12
Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein.

Wie in jedem guten Stück Literatur gibt es immer wieder einen Bezug zur Wirklichkeit des mir bekannten und erlebten Lebens. Wenn es Bibel dernach gehen würde, gäbe es keinen Rhein und keine Donau auch keine Wolga usw.

Sondern nur Pischon, Gihon, Tigris und Euphrat... - Der Erzähler, vermutlich ein Priester, der Gott vor allem mit dem Namen "Elohim" preist, ist ein Prediger, der immer wieder einen Bezug zur Umwelt und zum Leben der Zuhörer und Leser herstellt. Und Männer erleb(t)en die Geburt eines Kindes als einen nahezu grausamen aber doch zumindest mühevollen Vorgang. Denn einzig und allein der Männerwelt wurde dieser Hinweis gewidtmet; damit sie in ihrem Dasein als Herren aller Dinge sich bestätigt sehen durften. - Eva ist damit gar nicht angesprochen. Denn die Wirklichkeit sah damals in jeder Hinsicht anders und besser aus.

Jeder hatte im Haus und in der Familie und in der städtischen Gemeinschaft seine fest und klar umrissene Stellung und Familie im Ganzen war kein Diktat des Mannes, sondern für ihn galt es das zu regeln, was nicht anderweitig geregelt war... vielleicht auch, weil sich die Männer damals wie heute einbildeten: Sie könnten sowieso alles besser.

Der Anfang der Geschichte besagte aber eindeutig: Wir Menschen sind gleichwertig und damit auch gleichwertig begabt und wir sind auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen: Ob als Frau, Mann oder was auch immer, ob Eltern und Kind, ob als Frau und Freundin, oder Mann und Freund, ob als...

EVA ist mein Gegenüber - und nichts weniger - mehr geht ohnehin nicht, denn dann würde ich mich meinem Schöpfer gegenüber erheben - und das sind genau die ab der Sache mit dem Baum geschilderten Beispiele.

Die Bibel ist viel großzügiger, als es unser aufgeklärter und angebliche zivilisierter Kleingeist manchmal zulassen möchte: Denn wenn ich wortgetreu die Bibel lese, dann haben Adam und Eva gar kein Fleisch gegessen... - erst deren angebliche Kinder wussten auf einmal, wie man ein Tier tötet und dann sogar Gott als Opfergabe schenkt - das wäre ein handwerklicher PATZER des Schriftstellers.

Und wenn wir uns jetzt die Forschung der letzten zehn - zwanzig Jahre ansehen wollten: wir würden staunen, wie nah die religiöse Philosophie der Bibel damals schon den heutigen Entdeckungen über das Menschsein war.

Ärzte müssen lernen, dass Frauen und Männer in der gesamten Medizin nicht über einen Kamm geschoren werden können, Pharmakologen nehmen mühevoll zur Kenntnis, dass Frauen + Männer zwar als Summe Menschen sind, aber dass sie dennoch Welten trennen und dass selbst zwischen zwei Frauen oder zwei Männern gewaltige Unterschiede vorhanden sind (was schon die sogenannten Hexen bestens einzuschätzen in der Lage waren). Psychologen und Pädagogen suchen nach neuen Wegen, wie dem Individuum Menschen als Frau oder Mann, als Paar oder als größere Gruppe helfend und wirksam beigestanden werden kann. Techniker nehmen endlich wahr, dass es keine Patent-Wege gibt, die von A nach B führen, sondern es gibt Wege und diese können sehr individuell erscheinen, aber sie führen zum selben Ziel.

Bislang aber hieß es immer nur:
Typisch Frau, die kann das nicht
Typisch Mann, der will das nicht.

Die Bibel ist uns mit Adam und Eva um viele Lichtjahre voraus!

Übrigens einer der alten Grundsätze im englischen Recht hatte zumindest von dieser biblischen Aussage einen wichtigen Gedanken übernommen:
Wenn ein Paar verheiratet ist, dann sind sie vor dem G
ericht EINS - ohne SIE oder ER...

Eva & Adam sind ein Fleisch

Infos zum Jahr der Bibel 2003
im Bereich von Springe

www.kirchenladen-eldagsen.de

 


Christel Prüßner - Hannover/Dersenow
März 2003